24. – 26. Oktober 2019
Sehr gespannt und voll Vorfreude kamen wir morgens am Büro des Touranbieters an, wo wir unseren Guide Kaka sowie unsere Reisegruppe für die nächsten drei Tage trafen. Die versprochene Gruppengröße von nur sechs Teilnehmenden wurde zwar weit überschritten, doch die Runde schien sehr nett zu werden und wir wanderten zu neunt aus dem Dorf hinaus. Dort legten wir gleich eine kurze Pause ein, um auf die zehnte Person zu warten, die ihren Abholdienst verpasst hatte und darum mit dem Motorrad hinterher gefahren werden musste. Kaka, der aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Kalaw stammte, nutzte die Zeit, um uns eine traditionelle Legende zu erzählen. Leider war seine Erzählweise etwas langatmig und verwirrend und die Moral der Geschichte für unseren Kulturraum recht frauenfeindlich, wodurch die erwarteten Lacher leider ausblieben und sein Publikum etwas verwirrt drein blickte. Davon ließ er sich zum Glück nicht beirren und als wir schließlich vollständig waren spielte er ein lockeres Kennenlernspiel mit uns. Dabei erfuhren wir, dass wir die kommende Zeit mit einem einem Brasilianer, einer Deutschen, einer Mexikanerin, einem Franzosen und vier Spanier*innen verbringen würden.



Zunächst liefen wir auf breiten, staubigen Wegen zwischen Feldern bergauf. Kaka erklärte uns, was angebaut wurde und grub hin und wieder Wurzeln und Gemüse aus und zeigte uns diese. Zwischendurch boten sich wunderbare Ausblicke auf die umliegende Hügellandschaft voller Felder, Dörfer und Pagoden. Hin und wieder durchquerten wir ein Dorf, wofür sich die Frauen in der Gruppe jedes Mal der burmesischen Kultur entsprechend, also mindestens bis zu Knien Ellenbogen, bedeckten. Bis auf wenige Ausnahmen handelte es sich bei den Behausungen um auf Pfählen stehende und aus Bambusstreifen gewobene Hütten. Vor vielen Häusern waren Planen ausgebreitet, auf denen Chillis, Erdnüsse, Getreide und Bohnen aller Art in der Sonne trockneten. Immer wieder kreuzten Wasserbüffel und ihre Hirten unseren Weg.



Im Laufe des Nachmittags stießen wir auf einen improvisierten Fußballplatz, der auf einem Plateau quer über den Weg verlief und auf dem sich eine große Gruppe jugendlicher ein Match lieferte. Wenig später erreichten wir das Dorf, in dem wir die Nacht verbringen würden. Eine Familie nahm uns in ihrem Haus auf, wo in einem großen Raum zu Grüßen des Hausaltars ein Matratzenlager aufgebaut war. Streng nach Männern und Frauen getrennt wuschen wir uns vor dem Haus am Brunnen, den eine niedrige Mauer umgab. Kaka und unsere Gastgeberfamilie kochten über offenem Feuer das Abendessen, Reis mit verschiedensten Gemüsecurries, welches wir gemeinsam in der Kochhütte zu uns nahmen.



Wir standen zum Sonnenaufgang auf, wurden dafür aber mit einem köstlichen Frühstück entschädigt. Es gab frittierte Fladen mit frischem Obst, Guacamole und Kartoffelcurry, und wir machten uns gut gestärkt wieder auf den Weg. Vormittags war die Landschaft sehr ähnlich wie am Vortag, wobei wir einen Zwischenstopp in Kakas Heimatdorf machten und dort seine Mutter besuchten. Nach der Mittagspause brachte uns Kaka in einem kleinen Dorf zwei burmesische Traditionen näher, zum einen den in Myanmar sehr beliebten, extrem süßen Tee mit Kondensmilch, zum anderen Betel. Dabei handelt es sich um eine Pflanze, deren Blätter mit Tabak, gelöschtem Kalk und Arekanuss gefüllt, gekaut und anschließend ausgespuckt werden. Einige aus unserer Gruppe, darunter auch Nico, probierten ein Blatt, wobei es keinem von ihnen besonders zusagte. Ein Nebeneffekt ist, dass sich beim Kauen die Spucke sofort dunkelrot färbt. Flecken von Betel-Spucke hatten wir in unserer kurzen Zeit in Myanmar schon unzählige gesehen, genau wie Personen mit dunkelrot verfärbten Mündern und Zähnen.





Im Laufe des Nachmittags führte unser Weg tiefer in den Dschungel hinein. Dort nahmen wir ein Bad in einem erstaunlich reißenden Fluss, bevor wir auf einen kleinen Berg stiegen und von dort die spektakuläre Aussicht genossen. Als wir uns an den Abstieg machten, zog der Himmel schlagartig zu und wir wurden von einem heftigen Wolkenbruch überrascht. Den Rest der Tagesetappe legten wir hastig im strömenden Regen zurück und erreichten schließlich das rettende Kloster, in dem wir die Nacht verbringen würden. Dort trafen wir eine zweite Gruppe, die genau wie wir mit Jungle King unterwegs war. Nachdem wir unsere durchweichte Kleidung zum Trocknen aufgehängt und unser Matratzenlager bezogen hatten, gab es Abendessen, das wie am Vorabend aus Reis mit verschiedenen Gemüsegerichten bestand, wobei die Auswahl noch einmal größer war.


Morgens gab es Pfannkuchen mit viel frischem Obst, wobei eine freche Katze aus dem Kloster Pia einen vom Teller stahl. In unseren noch nassen Jacken und Schuhen machten wir uns wieder auf den Weg. Bald lichtete sich der Dschungel und wir liefen wieder über rote Erde und durch Felder hindurch. Unser Weg iführte auch an einem beeindruckenden Canyon vorbei, an dessen Rändern Büffel bedrohlich nah an der Kante grasten. Nach einiger Zeit begannen kleine Kanäle unseren Weg zu kreuzen und die Besiedelung wurde dichter, bis wir schließlich, nach etwa 50km Gesamtstrecke, ein großes Dorf am Ufer eines sehr großen Kanals erreichten.



Dort bestiegen wir nach dem Mittagessen das Boot, das uns einmal komplett über den Inle Lake nach Nyaung Shwe fahren sollte. Die etwa 40-minütige Überfahrt war hochinteressant, wir konnten traditionelle Fischer, die ihre Boote mit Fußpaddeln steuern, beobachten, sowie viele andere Boote voller Touristen und Waren, vor allem Algen und Holz, die zu den Märkten in der Gegend gefahren wurden. Als wir schließlich die Stadt erreichten, bedankten wir uns bei Kaka, verabschiedeten uns von der Gruppe und machten uns auf den Weg zu unserem Hostel.

