Ulaanbaatar – Light Up Mongolia

12. – 15. September 2019

Unser Hostel erschien uns zunächst etwas gespenstisch. Wir vier waren die einzigen Gäste, die etwa zwanzig restlichen Betten waren frei. Davon etwas irritiert machten wir uns auf den Weg, ein Restaurant fürs Abendessen zu suchen. Das erwies sich als weitaus schwieriger als gedacht, da fast alle Lokale schon geschlossen hatten. Nach einiger Suche landeten wir schließlich in einer Pizzeria, wo wir allerdings bald zu unserem Entsetzen feststellen mussten, dass auf eine mongolische Pizza anscheinend mehrere Esslöffel Zucker gehören. Etwas schwerfällig machten wir uns anschließend wieder auf den Heimweg.

Die Anstrengungen der letzten Tage in den Knochen starteten wir sehr gemütlich in unseren ersten Tag in der mongolischen Hauptstadt. Wir wurden angenehm davon überrascht, dass unser Hostel kostenlos ein recht ordentliches Frühstück bereit stellte. Den Vormittag brachten wir damit zu, uns einen Überblick darüber zu verschaffen, was wir in der Mongolei sehen wollten. Es war schnell klar, dass wir aufgrund der bodenlosen Straßenverhältnisse und des fast völligen Mangels an öffentlichen Verkehrsmitteln nicht, wie wir es vorgezogen hätten, auf eigene Faust würden losziehen können. Also recherchierten wir, welche Tourenanbieter und Tourenpakete für uns passend wären. Nach einiger Zeit hatten wir eine ungefähre Vorstellung und hielten es nicht länger im Hostel aus, daher machten wir uns zusammen mit Jasmin auf, die Stadt zu entdecken.

Zunächst zog es uns zum Herz der Stadt, dem Sükhbataar-Platz, der von einigen der wichtigsten Gebäude der Stadt und der ganzen Mongolei umringt ist, unter anderem dem Parlament, dem Nationaltheater und verschiedenen Wolkenkratzern. Außerdem ist der Platz mit Statuen verschiedenster Khans gefüllt, die wachsam vor dem Parlament thronen.

Sükhbataar, ein Held der mongolischen Revolution wacht über die Stadt.
Junge Musiker mit ihren traditionellen Pferdekopfgeigen.

Wie schon in Moskau waren auch auf diesem zentralen Platz die Vorbereitungen für ein großes Fest in vollem Gange; allerdings hatten wir hier mehr Glück, denn selbiges sollte schon an diesem Abend stattfinden. Wir nahmen uns vor, zu späterer Stunde zurückzukehren und setzten unseren Erkundungszug durch Ulaanbaatar fort.

Nach unserer ersten traditionell mongolischen Mahlzeit fanden wir uns wieder am Sükhbataar-Platz ein, wo die Feierlichkeiten inzwischen in vollem Gange waren. Neben Auftritten der Mongolischen Philharmoniker und einer Rede des Premierministers gab es auch spektakuläre Darbietungen verschiedener mongolischer Popstars sowie ein hervorragendes Feuerwerk zu bestaunen. Als wir anschließend etwas durchgefroren unser Hostel erreichten, hatten sich dort inzwischen weitere Gäste eingefunden, die gerade sehr erschöpft, aber glücklich von einer Tour durch die Wüste Gobi zurückgekehrt waren.

Light Up Mongolia.

Voller Vorfreude trafen am nächsten Morgen die Tourenmanagerin von Sunpath, um mit ihr unsere Wünsche zu besprechen. Wir hatten uns auf eine Gobi-Tour und eine Tour in den fernen Westen der Mongolei geeinigt, mussten aber schnell feststellen, dass letztere durch zwei Inlandsflüge sehr viel teurer war als gedacht. Nach diesem Rückschlag verbrachten wir mehrere Stunden mit der Suche nach alternativen Lösungen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Also buchten wir zusammen mit Jasmin eine siebentägige Gobi-Tour und machten uns schließlich wie schon am Vortag auf in die Straßen und Gassen von Ulaanbaatar.

Unser Weg führte uns abseits der Hauptstraßen durch kleine, staubige Gässchen zum Gandan Khiid, einem der größten und wichtigsten buddhistischen Klöster der Mongolei, wo wir zahlreiche farbenfrohe und prächtige Tempel sowie zahllose Gebetsmühlen bestaunten.

Gandan Khiid.

Der Hunger trieb uns zurück in Richtung Innenstadt, in ein vor allem von jungen Touristen frequentiertes Café. Frisch gestärkt beschlossen wir dort, uns doch noch mongolische SIM-Karten zu kaufen. Da es bereits 21 Uhr und noch dazu Samstag war, stellte sich dieses Vorhaben als eher kompliziert heraus, doch dank unserer extrem hilfsbereiten Kellnerin gelang es uns, zwei SIM-Karten zum lachhaften Preis von je 2000 Tögrög, also ca. 67 Cent, zu erstehen. Wieder im Hostel packten wir voller Vorfreude unsere Rucksäcke für die bevorstehende Tour.

Ulan-Ude to Ulan Bator – Grenzen und Schlaglöcher

11. – 12. September 2019

In Irkutsk, das uns wieder mit Regen empfing, kauften wir zunächst noch Proviant für die nächsten Tage, die wir vor allem im Zug und Bus verbringen würden. Anschließend fuhren wir zum Bahnhof, wo am frühen Abend unser Zug nach Ulan-Ude abfuhr. Dieser Streckenabschnitt war der einzige, auf dem wir nicht Platskart fuhren, sondern uns ein Viererabteil in der zweiten Klasse gegönnt hatten. Dieses teilten wir mit einer jungen Russin, die nach kurzer Zeit sehr gesprächig wurde. Sie konnte kaum glauben, dass wir so lange durch Russland gereist waren, ohne mehr als ein paar Wörter Russisch zu sprechen oder auch nur zu verstehen. Dennoch unterhielten wir uns, wie so oft mit Hilfe von Google Translate, sehr nett und ausführlich mit ihr. Nach einem Transsib-typischen Instantnudel-Abendessen gingen wir früh schlafen, da wir schon am nächsten Morgen um kurz nach Fünf in Ulan-Ude ankommen sollten.

Zu nachtschlafender Zeit weckte uns also die Provodnitsa, und wir stolperten schlaftrunken aus dem Zug. Vor dem Bahnhof suchten wir ein Taxi, das uns zum einige Kilometer entfernten Busbahnhof bringen sollte. Dort angekommen erledigten sich unsere Pläne, die Stunden bis zur Abfahrt unseres Busses noch zu schlafen, da die Umgebung sehr düster und wenig vertrauenerweckend wirkte. Also harrten wir etwas unentspannt aus, bis etwa zwei Stunden später die Schalterhalle des Busbahnhofs geöffnet wurde. Dort trafen wir Jasmijn wieder, die im Gegensatz zu uns eine Nacht in Ulan-Ude übernachtet hatte. Da es online empfohlen wurde, hatten wir unser Ticket nach Ulan Bator im Vorfeld über ein Hostel in Ulan-Ude gebucht. In der Zwischenzeit hatte dieses allerdings den Hostelbetrieb eingestellt, sodass wir etwas nervös waren, ob wir unsere Tickets rechtzeitig beziehungsweise überhaupt erhalten wurden. Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt des Busses wurden wir schließlich erlöst, als unser Kontaktmann erschien und mehreren erleichterten Leuten ihre Tickets aushändigte. Kurz darauf wurden wir zu unserem Bus gerufen und wir richteten uns für die planmäßig zehn Stunden lange Fahrt ein.

Der Bus war farbenfroh dekoriert, voller roter Vorhänge und Kordeln. Der Beginn der Fahrt verlief sehr ruhig, die Straße war gut und außen zog Sibirien an uns vorbei. Je mehr wir uns der Grenze näherten, desto mehr wandelte sich die Landschaft. Bäume und Wälder wurden seltener und gingen über in grüne Hügel und Steppe. Nach wenigen Stunden erreichten wir die russisch-mongolische Grenze. Dort mussten wir alle aussteigen und mit unserem Gepäck die Grenze passieren. Nachdem unser Gepäck und wir selbst mehrfach durchleuchtet und unsere Pässe gestempelt worden waren, kamen wir am mongolischen Einreiseschalter an. Unsere Einreise verlief sehr entspannt, dank unserer deutschen Pässe brauchten wir nicht einmal ein Visum. Jasmijn hatte weniger Glück, das Visum, das sie im Voraus für viel Geld über eine Agentur beantragt hatte, war ungültig, da es handschriftlich geändert worden war. Nach einem kurzen Schreckmoment wurde das Problem von den mongolischen Grenzbeamten aber sehr freundlich und schnell gelöst; sie bekam ohne große Formalitäten und ohne noch einmal etwas zahlen zu müssen ein gültiges Visum ausgestellt und wir konnten unsere Fahrt fortsetzen.

Mongolischer Highway.

Direkt hinter der Grenze verschlechterten sich die Straßenverhältnisse dramatisch. War die Straße auf russischer Seite noch durchgängig asphaltiert und in gutem Zustand gewesen, so rumpelten wir auf mongolischer Seite über deutlich schlechteren Straßenbelag voller Schlaglöcher. Nach kurzer Zeit machten wir eine Mittagspause, wo wir bei fliegenden Händlerinnen, die auch einen Geldwechselservice anboten, unser erstes mongolisches Bargeld erhielten. Wir waren etwas erstaunt bis schockiert, da der größte Schein, 20.000 Tögrög, etwa 6,50€ entsprach und der kleinste, 10 Tögrög, etwa einem Drittel eines Cents. In dem Gebäude, an dem wir angehalten hatten, befand sich neben einem einem Notariat, einem Hotel und mehreren Büros auch ein Restaurant ohne eine einzige vegetarische Option auf der Karte. Wir beschränkten uns auf eine Tasse Tee, und nach kurzer Pause ging die Fahrt weiter.

Mehrzweckgebäude – Hotel, Restaurant, Büros und Notariat in einem.

Im weiteren Verlauf der Reise wurden die Straßen- und Verkehrsverhältnisse immer schlimmer. Asphalt wurde bald zu Mangelware, und stattdessen fuhren wir – in unserem Reisebus – über unbefestigte Schotter- und Sandpisten. Wir kamen sehr viel langsamer voran als wir erwartet hatten, und bald war klar, dass wir Ulan Bator erst recht spät abends erreichen würden. Darüber tröstete uns allerdings die fantastische Landschaft hinweg, in die wir uns mit jedem Meter mehr verliebten. Bald tauchten entlang des Wegs verschiedenste Tiere in großer Zahl auf, teils in gewaltigen Herden, teils in kleinen Gruppen oder einzeln. Dabei handelte es sich vor allem um Ziegen, Schafe, Kühe und Pferde.

Liebe auf den ersten Blick – die mongolische Steppe.

Dennoch waren wir sehr erleichtert, als wir nach zwölf Stunden Fahrt endlich Ulan Bator erreichten. Unsere Erleichterung steigerte sich jedoch noch, als uns beim Aussteigen ein Fahrer unseres Hostels empfing. Wie sich herausstellte, hatte Jasmijn im Voraus mit dem Hostel einen Abholservice vereinbart, und alle zusammen brachen wir auf Richtung Sunpath Hostel. Dieses kurze Stück nahm aber aufgrund des fast vollständigen Verkehrskollapses in Ulan Bator, den unser Fahrer durch seinen fast ununterbrochenen Einsatz der Lichthupe bereicherte, noch einmal lange Zeit in Anspruch. Umso mehr freuten wir uns, als wir letztlich unsere Unterkunft erreicht hatten.