Im Gegensatz zu unserer Erfahrung in China verlief die Einreise nach Thailand völlig problemlos, aber dafür traf uns das Klima unvorbereitet. Während in Peking kühle, aber frühlingshafte Temperaturen geherrscht hatten und wir in der Mongolei keine zehn Tage vorher durch Schnee gestapft waren, liefen wir, als wir in Bangkok aus dem Flughafen traten, wie gegen eine Wand. Wir brauchten einen Moment, um uns an die die tropische Luftfeuchtigkeit und die auch nachts noch etwa 30 Grad zu gewöhnen. Wir orientierten uns kurz, bekamen dann ein Taxi zugewiesen und machten uns auf den Weg in die Stadt. Das Hotel, in dem wir zwei Nächte gebucht hatten, befand sich an der Khao San Road, einer berühmt-berüchtigten Backpacker-Partystraße im Herzen der Stadt. Dort angekommen waren wir zunächst sehr positiv überrascht, es war deutlich weniger los als erwartet, und auch die Lautstärke war absolut erträglich. Wir checkten ein und fielen sofort ins Bett.
Am nächsten Tag machten wir einige zaghafte Versuche, die Stadt zu erkunden, die wir aber bald wieder aufgaben. Wir planten, einige Monate später noch einmal nach Bangkok zu kommen und verbrachten diesen Aufenthalt zu großem Teilen in unserem Zimmer und im Pool auf dem Dach des Hotels. Als wir uns abends schlafen legen wollten, fiel uns unser Denkfehler vom Vortag auf – bei unserer Ankunft war es nur aufgrund der sehr späten Stunde so ruhig gewesen. Um Mitternacht herrschte auf der Straße noch infernalischer Lärm, und die Fenster waren nicht gerade schalldicht.
Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht fuhren wir mit dem Bus zurück in Richtung Flughafen, um unseren Flug nach Yangon anzutreten, schon voller Vorfreude auf Myanmar, einem Land, von dem uns Ann-Katrin während der bisherigen Reise immer wieder vorgeschwärmt hatte.
Es war schon dunkel, als wir in Peking landeten. Wir betraten den gewaltigen, topmodernen Flughafen und erreichten den Schalter für Transitvisa. Nach längerer Wartezeit kamen wir an die Reihe, und während Ann-Katrins Visum problemlos ausgestellt wurde, bestätigte sich unsere Befürchtung – unser Weiterflug erfüllte die Bedingungen nicht. Uns wurde befohlen, auf einen Vertreter der Fluggesellschaft zu warten, mit der wir eingereist waren. Als dieser ankam, sagte er uns zunächst, dass wir mit dem nächsten Flug zurück in die Mongolei ausreißen müssten. Nach längeren Diskussionen und kleineren Verständigungsschwierigkeiten konnte er uns aber glücklicherweise bestätigen, dass wir auch einen anderen, gültigen Weiterflug buchen und so doch noch das Transit Visum erhalten könnten. Also suchten wir hektisch nach Flügen in Richtung Myanmar, unseres nächsten Ziels. Nach einiger Recherche stellte sich heraus, dass die einzige bezahlbare Verbindung eine mit zwei Tagen Zwischenstopp in Bangkok war, sodass wir früher als erwartet nach Thailand kommen würden. Mit unserer neuen Buchung gingen wir wieder zum Schalter und zu unserer gewaltigen Erleichterung erhielten wir nun das gewünschte sechstägige Visum. Unglaublich erschöpft machten wir uns auf den Weg zu unserem Hostel, wo wir nach einem hastigen Instantnudel-Abendessen sofort in die Betten fielen.
Eines von vielen ungewöhnlichen Fahrzeugen in den Hutongs.
Die nächsten zwei Tage verbrachten wir mit der Erkundung der Stadt. Wir durchstreiften die berühmten Hutongs, alte, mehr oder weniger kleine Gässchen voller Menschen und merkwürdiger Fahrzeuge. In zahllosen kleinen Läden stöberten wir nach traditionellen chinesischen Waren, kitschigen Kuriositäten und mehr oder weniger authentischen Fälschungen. Ann-Katrin, für die es nach den Tagen in Peking nach Hause ging, war bei der Mitbringselsuche sehr erfolgreich, doch da uns noch eine längere Reise erwartete, hielten wir uns sehr zurück. Wir erkundeten die chinesische Küche, wobei uns fast alle Gerichte bekannt vorkamen und doch ganz anders waren als zuhause. Besonders begeistert waren wir von den sogenannten Peking-Nudeln, die wir mehrmals im selben Restaurant direkt neben dem Hostel verspeisten.
Blick in die Hutongs. Big Brother is watching you.
Wir wollten zumindest Teile des Chinabesuch-Pflichtprogramms absolvieren, weshalb wir für den nächsten Tag mit einer Tour zur chinesischen Mauer fuhren. Der Abschnitt, den wir besuchten, war weniger touristisch als die meisten anderen und bot atemberaubende Ausblicke auf die Mauer und die umliegende Landschaft. Leider war die Mauer sichtbar mit großem Aufwand restauriert worden, weshalb der Eindruck ein völlig anderer war als erwartet. Um unseren nahenden Abschied von Ann-Katrin zu begießen, gingen wir abends noch in eine nahegelegene, sehr westliche Bar.
Die chinesische Mauer schlängelt sich durch das Gebirge.
Für den letzten vollen Tag unseres Aufenthalts zog es uns in das Herz der Stadt, zum Platz des Himmlischen Friedens und zur Verbotenen Stadt. Letztere konnten wir leider nicht mehr betreten, da die Tickets für den Tag bereits ausverkauft waren. In Anbetracht der wirklich unglaublichen Menschenmassen fiel uns der Verzicht allerdings auch recht leicht, und wir verbrachten den Rest des Nachmittags in einem Park.
Am nächsten Morgen standen wir weit vor dem Morgen grauen auf, um Ann-Katrin zur Metrostation zu bringen. Nach gut zwei Monaten gemeinsamer Reise fiel uns der Abschied unglaublich schwer, und auch die nächsten Tage und Woche würden wir uns immer wieder suchend nach ihr umblicken. Nach einer Runde Frühstücksdumplings und einem Nickerchen brachen wir wieder Richtung Zentrum auf, da wir noch den aufgebahrten Mao besichtigen wollten. Sowohl dieses Vorhaben als auch unser zweiter Versuch, die Verbotene Stadt zu besuchen, scheiterten an den unfassbaren Mengen chinesischer Besucher*innen. Stattdessen entschieden wir uns für den Drum und Bell Tower und schlenderten durch eine etwas künstliche, aber dennoch sehr hübsche Parkanlagen, bevor wir schließlich zum Hostel zurückkehrten, um unser Gepäck zu holen und uns auf den Weg zum Flughafen zu machen.