07. – 11. September 2019
Nach kurzer Fahrt entlang der Küste kamen wir schließlich in Listvyanka an, dem Küstendorf, das den meisten Besuchern des Baikalsees als Basistation dient. Wir sahen uns kurz etwas um, machten uns dann aber rasch auf den Weg zum Hostel. Leider war dieser weiter als erwartet, und begann noch dazu nach den ersten paar hundert Metern stetig anzusteigen. Außerdem begleiteten uns mehrere teils sehr aggressive Straßenhunde über weite Teile des Wegs. So waren wir sehr erschöpft, als wir schließlich an unserem Hostel ankamen, einer sehr malerischen Ansammlung von Holzhäusern. Wir bezogen unser Zimmer und wuschen zum ersten Mal seit Tobolsk wieder Wäsche in der Maschine. Ansonsten verbrachten wir den größten Teil des Tages damit, unsere Wanderung am Baikalsee und unseren Mongolei-Aufenthalt zu planen. Abends bemerkten wir, dass das Hostel kostenlos Buchweizen zur Verfügung stellte, und da dieser eine der zentralsten Zutaten der russischen Küche darstellt, beschlossen wir, uns am nächsten Tag an Buchweizenbrei zu versuchen.
Unser Experiment war ein voller Erfolg, der über Nacht eingeweicht und morgens gekochte süße Buchweizenbrei war ein hervorragendes Frühstück. Anschließend machten wir uns auf den Weg, Listvyanka zu erkunden. Wir machten viele Fotos vom See und beobachteten zahlreiche Touristen, die es uns gleichtaten, darunter auch sehr viele Russen und sogar eine Gruppe Soldaten. Anschließend schlenderten wir über die beiden Märkte des Dorfes, wo Nico einen Omul, aß, einen Fisch aus der Familie der Lachse, der fast ausschließlich im Baikalsee vorkommt. Anschließend kehrten wir zum Hostel zurück, wo wir einen ruhigen Abend verbrachten und erneut Buchweizenbrei, diesmal allerdings salzigen, aßen. Danach packten wir unsere Rucksäcke und trafen letzte Vorbereitungen für die zweitägige Wanderung am See, die wir am nächsten Tag beginnen wollten.



Morgens brachen wir früh auf. Unser erstes Ziel war das Ranger-Büro im Dorf, wo wir uns eine Genehmigung zum Zelten am See abholen wollten. Dort stellten wir fest, dass der Ranger zwar kaum ein Wort Englisch, dafür aber passabel Deutsch sprach. Mit der Genehmigung in der Tasche machten wir uns also auf den Weg. Kaum hatten wir die Ausläufer des Dorfes hinter uns gelassen, machten wir eine Pause an einem sehr malerischen Steg, wo wir ein kleines Fotoshooting veranstalteten. Als wir weiter wanderten, mussten wir sehr bald feststellen, dass der Weg, der laut unseren Recherchen relativ gut zu bewandern sein sollte, sehr schmal an ausgesprochen steilen Klippen entlang führte. So kamen wir nur sehr langsam voran, aber immerhin konnten wir die ganze Zeit eine fantastische Aussicht über den See genießen. Nach etwa vier Stunden trafen wir wieder auf den einfacheren, breiten Wanderweg, der durchs Inland geführt hätte. Bei einer kurzen Rast beschlossen wir, doch nicht bis zu unserem ursprünglichen Ziel, einem etwa 24km von Listvyanka entfernten Dorf zu wandern, sondern vorher eine schöne Stelle am See zu suchen.



Kurz darauf fanden wir einen wunderschönen Platz, doch machten wir den Fehler, nicht sofort unsere Zelte aufzustellen. Wir schwammen stattdessen im See, wobei wir es im eiskalten Wasser kaum eine Minute aushielten. Als wir anschließend am Ufer saßen, kam ein russischer Tourguide auf den Platz gelaufen und begann sofort, ein Zelt aufzubauen. In unserer Idylle gestört, beschlossen wir, noch einmal nach einem anderen Platz zu suchen. Wir zogen los und fanden einen anderen, auch recht schönen Platz etwa einen Kilometer entfernt. Dort genossen wir ein Abendessen mit Blick auf den See und ließen uns bald darauf vom sanften Rauschen der Wellen in den Schlaf wiegen.

Am nächsten Morgen weckte uns der nun nicht mehr ganz so sanfte See. Das Wasser war unruhig und aufgewühlt, und im Gegensatz zum Vortag waren durchaus auch höhere Wellen zu sehen. Nach dem Frühstück machten wir uns gemütlich auf den Rückweg, doch mussten wir bald feststellen, dass auch diese Strecke weniger entspannt war als wir erwartet hatten. Zwar war der Weg breit und gut angelegt, doch führte er bald in schier endlosen Serpentinen kleinen Berg hinauf. Der Abstieg gestaltete sich dann allerdings wieder deutlich einfacher, und nachdem wir im Dorf noch eingekauft hatten, kamen wir erschöpft und zufrieden wieder in unserem Hostel an.


Leider war die dortige Sauna, auf deren Besuch wir uns während der Wanderung sehr gefreut hatten, laut der Rezeptionisten defekt. Während des Abendessens kamen wir mit Jasmijn, einer niederländischen Journalistin, und einer älteren schottischen Lady ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass Jasmijn zwei Tage später mit dem selben Bus wie wir in die Mongolei fahren und dort im selben Hostel wohnen würde. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir letztendlich fast zwei Wochen miteinander verbringen würden.
Morgens nahmen wir nach erneutem Buchweizen-Frühstück den Bus zurück nach Irkutsk, von wo uns der Weg weiter in die Mongolei führen sollte.